Man spricht Deutsh

ein Watchblog zum Umgang der Medien mit der deutschen Sprache

Archive for the ‘Grammatikalisches’ Category

VDI nachrichten Nr. 49 vom 4. Dezember 2009

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Auf Seite 1 der genannten Ausgabe der VDI nachrichten finden sich im Artikel „Automärkte nach wie vor in einem nervösen Zustand“ gleich mehrere Entgleisungen:

„Für das Gesamtjahr wird nun mit einem Absatzvolumen von mehr als 3,8 Mio. PKW erwartet.“
„Weiterhin verfolgten die Hersteller ihre Premiumstrategie, mit der sie in nahezu allen Segmenten vertreten sei.“
„Zu den wichtigsten Maßnahmen zählt Wissmann u.a. ein zielgerichtetes Förderprogramm für Batterien, die Standardisierung der Schnittstelle zwischen Elektrofahrzeug und Infrastruktur.“
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Ohne weitere Erklärungen hier meine Optimierungsvorschläge:

  • „Für das Gesamtjahr wird nun mit einem Absatzvolumen von mehr als 3,8 Mio. PKW gerechnet.“
  • „Weiterhin verfolgten die Hersteller ihre Premiumstrategie, mit der sie in nahezu allen Segmenten vertreten seien.“
  • „Zu den wichtigsten Maßnahmen zählt Wissmann u.a. ein zielgerichtetes Förderprogramm für Batterien sowie die Standardisierung der Schnittstelle zwischen Elektrofahrzeug und Infrastruktur.“

Drei „vermeidbare Fehler“ in einem einzigen Artikel, und dann auch noch auf Seite 1 – Respekt!

Written by fabulieren

5. Dezember 2009 at 12:37

Veröffentlicht in Grammatikalisches, Wortwahl

Süddeutsche Zeitung Nr. 251 vom 31.10./1.11.2009

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In der Wochenendbeilage oben genannter Ausgabe der Süddeutsche Zeitung befindet sich im Artikel „Was Du nicht sagst“ auf Seite V2/1 folgender Satz:

„Es gehört zu den selbstverständlichen Übungen […] unserer Kultur, dass Verstöße gegen die politische Korrektheit umgehend mit Konsequenzen geahndet und damit vermeintlich aus der Welt geschaffen werden.“

TEST
Aus der Welt geschaffen? Muss es nicht heißen „aus der Welt geschafft“?
Kurz gesagt: Ja, es muss heißen „aus der Welt geschafft“.

Das Verb „schaffen“ hat im Deutschen zweierlei Bedeutung und interessanterweise damit auch zweierlei Arten der grammatikalischen Flexion:

  • Als regelmäßiges Verb lauten die Stammformen „schaffen / schaffte / geschafft“. Einleuchtende Beispielsätze für die Verwendung als regelmäßiges Verb sind „Ich habe es nicht geschafft, den Rasenmäher zu reparieren“ oder „Ich habe den Störenfried in die Ausnüchterungszelle geschafft“ oder umgangssprachlich auch „Die Arbeit hat mich heute geschafft“.
  • Als unregelmäßiges Verb lauten die Stammformen „schaffen / schuf / geschaffen“. Beispielsätze sind „Picasso hat viele bekannte Kunstwerke geschaffen“ oder „das Gericht hat heute einen Präzedenzfall geschaffen“. Hier liegt also die Bedeutung des Verbs „schaffen“ im schöpferischen Handeln.

Etwas aus der Welt zu schaffen ist keine schöpferische Handlung, deshalb muss es heißen „aus der Welt geschafft“.

Written by fabulieren

1. November 2009 at 11:14

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VDI nachrichten Nr. 35 vom 28. August 2009

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In der genannten Ausgabe der VDI nachrichten heißt es auf Seite 10 in der Spalte „neue Bücher“ unter „Cityboy“:

„22 Monate war seine Identität eines der bestgehü-testen Geheimnisse der Londoner City.“

Das Thema ist der Superlativ bei zusammengesetzten Adjektiven wie z.B. naheliegend, hochwertig etc. Um sie  in den Komparativ oder den Superlativ zu setzen, steigert man entweder den ersten oder den zweiten Teil des Adjektives, niemals beide. „Höherwertig“ und „hochwertiger“ sind als Komparativ beide erlaubt, „höchstwertigst“ als Superlativ dagegen nicht, wenngleich man solche und ähnliche Konstrukte im mündlichen Sprachgebrauch häufig antrifft (Lieblingswort eines meiner Vorgesetzten ist z.B. „schnellstmöglichst“).  Bei „naheliegend“ lässt sich nur der erste Teil steigern; der Superlativ heißt dementsprechend „nächstliegend“, „naheliegendst“ ist nicht korrekt, obwohl man auch diesen Ausdruck im mündlichen Sprachgebrauch antrifft.

Im zitierten Satz ist man sich nicht ganz sicher, ob der Autor es richtig machen wollte („bestgehüteten“) und sich nur vertippt hat, oder ob er es falsch machen wollte („bestgehütetsten“) und sich dabei vertippt hat.

Korrekt ist in jedem Fall „eines der bestgehü-teten Geheimnisse der Londoner City.“

Written by fabulieren

31. August 2009 at 20:08

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VDI nachrichten Nr. 34 vom 21. August 2009

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In der genannten Ausgabe der VDI nachrichten heißt es auf Seite 16 in dem Artikel „Pfiffige Innovationen für den Outdoor-Bereich“ unter „Strom weltweit“:

„Mit den Geräten kann man so alles – von iPods über kleine Spielekonsolen bis zu Handys aufladen.“

Die Konstruktion mit dem Gedankenstrich (sehr ausführlich erklärt bei wikipedia) ist in diesem Satz nicht korrekt.

Das, was alles aufgeladen werden kann, soll offensichtlich mit Beispielen genauer erläutert werden. Dazu kann man eine Apposition verwenden, die man mit zwei Kommata oder zwei Gedankenstrichen in den Hauptsatz einfügt:

„Mit den Geräten kann man so alles – von iPods über kleine Spielekonsolen bis zu Handys aufladen.“

Damit die Lesbarkeit verbessert wird und das Wort „aufladen“ nicht so traurig und alleine am Satzende steht, bietet sich folgende optimierte Variante an:

„Mit den Geräten kann man so alles aufladen – von iPods über kleine Spielekonsolen bis zu Handys.“

Written by fabulieren

22. August 2009 at 09:49

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VDI nachrichten Nr. 33 vom 14. August 2009

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In der genannten Ausgabe der VDI nachrichten heißt es auf Seite 18 in dem Artikel „Starke und schöne Haushaltshelfer“ unter „Kochdünste ade“:

„Die Dunstabzugshaube ist ab Oktober für 3049 € in den Handel.“

Hier haben sich mal wieder zwei mögliche Formulierungen zu einer unmöglichen vereint.
„kommt ab Oktober […] in den Handel“ ist genauso gutes Deutsch wie
„ist ab Oktober […] im Handel erhältlich“.

Nur die zitierte Mixtur aus beiden Varianten sticht arg ins Auge.

Written by fabulieren

15. August 2009 at 11:28

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Reutlinger Wochenblatt Nr. 33 vom 13. August 2009

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Das Reutlinger Wochenblatt kommt einmal wöchentlich kostenlos ins Haus. In der heutigen Ausgabe auf Seite 8 unter der Rubrik „Sport“ gibt es eine schöne Schlagzeile:

„Torsten Marx fährt aufs dem Treppchen“

Herr Marx ist übrigens ein Mountainbike-Rennfahrer aus Hechingen.

Aber wie heißt es nun richtig?

„Auf dem Treppchen“ fahren dürfte schwierig werden, denn da ist wenig Platz (es handelt sich um das Siegerpodest, im Österreichischen auch Stockerl genannt). Und auch im übertragenen Sinn ergibt das keinen solchen.

„Auf das Treppchen“ oder kurz „aufs Treppchen“ fahren ist die Lösung. Im übertragenen Wortsinn heißt das, Herr Marx hat durch seine fahrerischen Leistungen einen der ersten drei Plätze auf dem Siegerpodest erreicht. Genauer gesagt, er belegte den zweiten Platz beim Sigma Sport Bike Marathon in Neustadt an der Weinstraße.

Nachtrag vom 15.08.09:
In der online-Ausgabe des Reutlinger Wochenblattes heißt es korrekt „…aufs Treppchen“.

Written by fabulieren

13. August 2009 at 21:22

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