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Archive for the ‘Satirisches’ Category

Sulzbach-Rosenberger Zeitung Nr. 258 vom 8. November 2013

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Die genannte Ausgabe der Sulzbach-Rosenberger Zeitung kündigt auf Seite 19 unter der Rubrik „Kurz notiert“ folgenden Termin mit fettgedruckter Titelzeile an:

„Königsscheißen bei Eichenlaub“

Hier treten demnach motivierte und leistungswillige Menschen in ihrer Königsdisziplin an und geben ihr Bestes! Dies tun sie zeitlich getaktet und über mehrere Tage verteilt, wie dem Rest des Artikels zu entnehmen ist. Auch ein Zeitintervall für die „Zwergerl“, also die Kleinsten unter den Teilnehmern, wird gesondert ausgewiesen. Vielleicht gibt es für diese dann besondere bauliche Maßnahmen? Der Artikel schweigt sich hierzu aus. Ebenso lassen sich zu der Bedeutung des Eichenlaubs nur Vermutungen anstellen; möglicherweise wird der Best-Performer damit ausgezeichnet.

Faszinierend, was in ländlichen Regionen mit größtmöglicher Offenheit im Rahmen von Vereinsaktivitäten und unter Billigung, ja Begeisterung der Allgemeinheit praktiziert wird!

PS: der eigentliche Artikel beschreibt sachlich korrekt die zeitliche Organisation eines Schützenfests des Schützenvereins Eichenlaub Großenfalz.

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17. November 2013 at 21:17

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WELT am SONNTAG Nr. 42 vom 20. Oktober 2013

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Der Artikel „Die große Erschöpfung“ in der genannten Ausgabe der WELT am SONNTAG (Rubrik Kultur, Seite 51) befasst sich mit verschiedenen Ausprägungen und Ursachen der Müdigkeit in der Gesellschaft. Im sechsten Absatz findet sich folgender aufschlussreicher Satz:

„Auch das muss wohl eine Folge des Schafentzugs sein, in den Geheimgefängnissen der Welt dient er nicht umsonst als Foltermethode: Er führt zu Denkstörungen und Halluzinationen…“

Der Autor hat in bemerkenswert nüchterner Weise eine Erkenntnis zu Papier gebracht, die gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann: Schafentzug führt zu Denkstörungen! Leider hat er die statistische Untermauerung dieser Erkenntnis stark vernachlässigt; dies soll nun nachgeholt werden.

Gemäß dem Statistischen Bundesamt ging in 2012 der Bestand der Schafe in Deutschland um 1% auf 1,6 Millionen Tiere zurück, verglichen mit 2011, während im selben Jahr 2012 die Bevölkerungszahl Deutschlands 80,5 Millionen Menschen betrug. Umgerechnet kommt somit statistisch gesehen nur ein Schaf auf fünfzig Menschen.

Das ist skandalös! Hier ist das Landwirtschaftsministerium gefragt; die Quote muss deutlich erhöht werden, um die Gesellschaft von Denkstörungen und Halluzinationen zu erlösen.

Aber auch jeder einzelne von uns hat es in der Hand, diese Situation zumindest nicht noch schlimmer werden zu lassen:
Legen Sie sich abends ins Bett, lesen Sie nicht mehr, schalten Sie das Licht aus – und zählen Sie Schafe!

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20. Oktober 2013 at 18:03

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Vierhebiger Jambus – Teil 2

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Im Reutlinger Wochenblatt Nr. 25 vom 20. Juni 2012 entdecke ich auf der letzten Seite eine Werbung für Schuhe, die mein literarisches Herz erfreut:

„Hitzefrei für eure Füße“

Der aufmerksame Leser dieses Blogs wird feststellen, dass bereits vor ziemlich genau zwei Jahren eine Werbung des selben Schuhunternehmens hier besprochen wurde. Bereits damals konnte der humanistisch vorgebildete oder/und in Lyrik und Poesie bewanderte Leser die Verwendung eines wunderschönen vierhebigen Jambus erkennen:

„Neue Schuhe kauft bei Walter“

Mein damaliges Lob für diese sprachlich anspruchsvolle wie ansprechende sowie erfrischend andere Herangehensweise der Firma Walter ist anscheinend nicht auf taube Ohren gestoßen, und die Firma Walter geht diesen Weg des literarischen Anspruchs nun konsequent weiter.

Wie damals möchte ich die Firma Walter auch heute stilgerecht ermuntern:

„Weiter so, ihr tapf’ren Schuster!“

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22. Juni 2012 at 08:00

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Reutlinger Wochenblatt Nr. 22 vom 2. Juni 2010

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Aus dem schon beiseite gelegten Exemplar des Reutlinger Wochenblatt von letzter Woche springt mir zufällig auf Seite 20 eine Werbung für Schuhe ins Auge:

„Neue Schuhe kauft bei Walter“

Ein interessierter Stammleser dieses Blogs wird hier natürlich sofort aufhorchen und feststellen: Hoppla, da fehlt ja ein kleines Wort – es muss heißen „Neue Schuhe kauft man bei Walter“. Diese Interpretation wird auch unterstützt durch den nachfolgenden Satz in der Anzeige: „denn hier stimmen Auswahl – Preis – Beratung“.

In diesem konkreten Fall ist jedoch die Beschränkung auf die in der Werbebranche übliche Grammatik schlichtweg zu kurz gegriffen. Der humanistisch vorgebildete oder/und in Lyrik und Poesie bewanderte Leser erkennt hier nämlich zweifellos die Verwendung des Imperativ Plural, der zudem noch in einen wunderschönen vierhebigen Jambus gekleidet und nur durch Weglassen des Ausrufezeichens am Schluss etwas versteckt wurde. Folgende Erweiterung verdeutlicht das Gesagte:

„Kauft, Leute, kauft! Neue Schuhe kauft bei Walter!“

Diese sprachlich anspruchsvolle wie ansprechende sowie erfrischend andere Herangehensweise der Firma Walter verdient Lob und Anerkennung, gerade und umso mehr angesichts der bisher hier veröffentlichten Entgleisungen! In diesem Sinne ein aufmunterndes

„Weiter so, ihr tapf’ren Schuster!“

Written by fabulieren

8. Juni 2010 at 20:59

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