Süddeutsche Zeitung vom 20./21. Juli 2013
Im Artikel „Familienkrach“ auf Seite 8 der genannten Ausgabe der Süddeutsche Zeitung geht es um ein neues Leitbild zum Thema Zusammenleben in einer Familie, welches in der evangelischen Kirche aktuell kontrovers diskutiert wird. Passend zu der sogenannten „Orientierungshilfe“ findet sich eine Bildunterschrift mit folgendem Wortlaut:
„Stefanie Schardien hat sich für Familie und Kind entschieden: […] Der Mitautorin des Papiers fühlt sich missverstanden.“
Das Bild zeigt eine junge Frau mit einem Kind auf dem Schoß in ihrer Wohnung. Besteht nun die Orientierungshilfe darin, die (weibliche) Mitautorin mit dem (männlichen) Artikel „Der“ zu ergänzen? Immerhin geht es in dem Papier auch um gleichgeschlechtliche Ehen sowie Patchworkfamilien. Da kann man als Journalist schon mal durcheinander kommen.
Das zeigt sich auch ein paar Absätze weiter im Text bei einem indirekten Zitat:
„Ulrich Parzany, der wortgewaltige Prediger von „Pro Christ“, sagt, er schäme für seine Kirche.“
Vielleicht ist es nicht angemessen zu verlangen, dass sich besagter Journalist auch mal schämen sollte. Aber eine kleine Orientierungshilfe in Sachen Deutsch wäre sicherlich hilfreich. Der Vollständigkeit halber:
- Die Mitautorin […] fühlt sich missverstanden.
- […] sagt, er schäme sich für seine Kirche.
Im Beitrag „Süddeutsche Zeitung vom 20./21. Juli 2013″ des Watchblogs „Man spricht Deutsh“ befasst sich der Autor mit den grammatischen und sprachlichen Fehlern des Artikels „Familienkrach“. Hierbei gelingt es dem Verfasser jedoch nicht, eigene leichte sprachliche Schnitzer und Ungenauigkeiten zu vermeiden. So wird bereits in der Quellenangabe „Im Artikel […] der Süddeutsche Zeitung“ das Adjektiv süddeutsch nicht an den Kasus des folgenden Substantivs angepasst, was sicherlich der Interaktivität dieses Verweises geschuldet ist. Auch schwächt der Blogger die Schärfe seiner Korrekturen durch die Verwendung umgangssprachlicher Wendungen wie „mal“ oder „aber“ ab und beteiligt sich noch zusätzlich am zu Grabe Tragen des Genitivs, indem er auf eine „Bildunterschrift mit folgendem Wortlaut“ verweist.
Weiterhin stolperte die Leserin über den Ausdruck „Papier“, der zwar korrekt verwendet wird, jedoch unverzüglich an den Anglizismus Paper denken lässt. Aus diesem Grund sei dem Autor nahe gelegt, den wohlklingenden Begriff Schriftstück zu verwenden.
Inwiefern die Verwirrung des „besagt[en] Journalist[en]“ die Aussagekraft des evaluierten Artikels schmälert, lässt sich von der Verfasserin dieses Kommentars nicht beurteilen, da ihr die zitierte Primärliteratur nicht mehr vorliegt.
Die Autorin übernimmt keinerlei Garantie für die sprachliche Vollkommenheit dieses Kommentars und verweist auf die „Ars poetica“ des Horaz: „[…] quandoque bonus dormitat Homerus“.
objectiveinwalkandlife
28. Juli 2013 at 12:02